Ansichtskarten-Händler Weber von Historische Postsachen im Interview

Der Ansichtskartenhandel "Historische Postsachen" von Frau Weber

Den Beginn unserer neuen Serie macht der Onlineshop „Historische-Postsachen“. Er bietet auf oldthing eine vielfältige und interessante Auswahl an Postkarten aus den verschiedensten Themengebieten zum Kaufen an. Wir trafen uns mit Shopbetreiberin Dana Weber und stellten ihr ein paar Fragen:

Liebe Frau Weber, das Thema Ansichtskarten ist ein weites Feld, oder? Vielleicht können Sie unseren Lesern kurz die Faszination erklären?
Ansichtskarten halten Landschaften, Gebäude oder Technik in einer bestimmten Zeit fest. Die ältesten Ansichtskarten stammen von ca. 1890. Sie zeigen oft Dinge oder Orte, die heute nicht mehr vorhanden sind bzw. verändert wurden, oder, gerade bei Technik, nicht mehr zum Einsatz kommen. Die Nostalgie wird bei vielen Menschen immer stärker bzw. sie erreicht immer mehr Menschen. Das zeigt die Faszination in Museen oder bei Oldtimer-Treffen. Auch gibt es einen Trend zum Nostalgie-Look, genannt Vintage-Style oder Shabby-Look bei vielen Waren oder bei Kleidung. Das Interesse der Heimaterkundung wird auch immer stärker. Heimatsammler machen einen Großteil unserer Kunden aus.
Beim Betrachten alter Ansichtskarten entsteht eine Art Sehnsucht: die detailliert errichteten Gebäude, formschöne Technik, sauber und filigran angelegte Parks. Dies steht im Gegensatz zu heutigen Motiven. Auch militärische Motive auf Karten begeistern den Betrachter.

Seit wann besteht bei Ihnen diese Leidenschaft und wie kam es dazu, dass Sie anfingen professionell mit Aks zu handeln? Wie viele verkaufen Sie denn mittlerweile so im Jahr?
Begonnen hat es mit der Arbeit am Buch '100 Jahre Flugplatz Altenburg-Nobitz'. Daraus entstand eine private Sammelleidenschaft für alte Fotos, Ansichtskarten und Dokumente über den Flugplatz. Später wurde es erweitert auf alte und neue Heimat Zwickau bzw. Nobitz und auf diverse Stationen unseres Lebens. Vor ca. zwei Jahren kam uns die Idee auf einer Sammlerbörse, als Onlinehändler für diese Artikel aufzutreten.

Viele Sammler spezialisieren sich auf ein Gebiet, ist das bei Ihnen als Händler auch so?

Im Prinzip bieten wir eine breite Palette. Aber wir spezialisieren uns schon auf Ansichtskarten, vorzugsweise auf topografische Motive Deutschlands bis 1945, da sich hier auch die meisten Abnehmer finden.

Wenn Sie sich selbst auch als Sammler sehen, was ist Ihr liebstes Stück?
Das ist schwer zu sagen. Da mein Mann und Mitarbeiter in einem Flugzeugmuseum tätig ist, mag er die Motive Flugzeuge und Zeppelin. Das ist auch der Grund warum wir Zeppelinpost anbieten. Ich selbst (als Frau) mag die alten Grußkarten.

(Foto: Das Lager von Frau Weber)
Würden Sie diese verkaufen? Bzw. anders: Verraten Sie unseren Lesern doch, was war Ihre wertvollste AK und für wie viel haben Sie sie verkauft?
Es gibt Auktionshäuser, welche Karten für mehrere hundert oder tausend Euro verkaufen. So etwas hatten wir noch nicht. Man muss den Online-Handel auch strikt von Sammlerbörsen oder Auktionshäusern trennen, da gibt es erhebliche Preisunterschiede. Unsere teuersten Einzelkarten kostet 16 - 20,- €, welche aber wenig verkauft wurden.

Im Moment bieten Sie in Ihrem Shop auf oldthing.de ca. 40.000 Aks an. Irgendwo müssen die ja herkommen. Wo liegen Ihre Bezugsquellen bzw. Wie können wir uns Ihren Tagesablauf vorstellen?
Die Bezugsquelle ist wiederum das Internet, meist Ebay. Viele Sammlungen (oft aus Haushaltsauflösungen oder Erbstücke) werden dort angeboten.

Das hört sich nach viel Arbeit an. Haben Sie ein Ladengeschäft und Mitarbeiter Würden Sie uns verraten wie viele Aks Sie im Jahr insgesamt verkaufen?
Laden und Mitarbeiter haben wir nicht. Uns gibt es erst seit Februar 2013 und unser Geschäft befindet sich immer noch im Aufbau. Wir sind zu zweit und voll ausgelastet. Bis jetzt haben wir ca. 7.000 Stücke verkauft.

Wie unterscheiden Sie, ob eine AK interessant ist oder eben nicht? Wie kann man als Anfänger den Wert einschätzen, könnten Sie unseren Lesern zum Schluss noch ein paar Tipps zum Sammeln mitgeben?
Kommt darauf an ob die Frage einem Käufer oder Verkäufer gestellt wird. Der Blick für gute Karten, die wir ankaufen, kommt mit der Zeit. Als absolute Kenner bezeichnen wir uns nicht. Beim Ankauf entscheiden wir aus dem Bauch heraus. Manchmal ist der Ankauf beim Erhalt der Ware eher unzufrieden stellend, manchmal macht man auch einen Glücksgriff. Beim Ankauf von ganzen Sammlungen sieht man selten jede einzelne Karte im Detail. Werden Karten einzeln angekauft, entscheidet das Alter und die Seltenheit des Motivs. Im Laufe der Zeit bekommt man auch mit, welche Motive gut gehen und welche gar nicht. Ansichtskarten z.B. vom Heidelberger Schloss oder dem Kölner Dom werden, wenn möglich, beim Ankauf gemieden.

Als Sammler tragen wir alles zusammen, was zur Thematik Nobitz OT Wilchwitz und Flugplatz Altenburg passt. Oft sind die Motive so rar, dass man keine Auswahl hat, da bestimmt nur noch der Preis. Viele Karten, für die man 30,- und mehr Euro verlangt, bleiben aber auch liegen. Als Sammler von AKs der alten Heimat Zwickau entscheidet das Motiv. Hier spielt die Kindheitserinnerung eine Rolle, es werden also nur Motive gekauft, wo wir uns damals aufgehalten haben.

Der Kauf von Karten über das Internet ist bequem und meist günstig. Sammlerbörsen haben teilweise den 10-fachen Preis, bieten aber massiv Karten an, die man im Internet selten findet. Z.B. kleine Ortschaften oder Dörfer.
Beim Suchen von Karten in Online-Shops lohnt oft das Stöbern in den Rubriken. Oft sind auf Karten so viele Motive, die man nicht alle in die Beschreibung aufnimmt oder aber der Titel z.B. eines Gebäudes hat sich im Laufe der Jahrzehnte mehrfach geändert. Auch erschweren unterschiedliche Schreibweisen, oder in die Beschreibung übernommene Druckfehler, die Suche mit Stichwörtern, z.B.: 'Cöln, Severinsthor' statt 'Köln, Severinstor'.

Als Händler möchten wir auch gern anderen Händlern einen Tipp geben: Bitte beschriftet die Karten nicht mit Postleitzahl, Preis und anderen ,teilweise ausführlichen, Beschreibungen. Dies ist leider sehr häufig anzutreffen. Nicht selten kommen harte Bleistifte oder gar Kugelschreiber zum Einsatz. Dies stellt eine Wertminderung der Karte dar. Oft ärgern wir uns über solche Exemplare.

Vielen Dank Frau Weber für das informative Gespräch!

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