Zustand
sehr guter Zustand, geringe Gebrauchs- und Alterungsspuren: Rücken, Einbandecken und -kanten teils gering abgenutzt - Seiten überwiegend sauber und ordentlich - wohl nachgebunden oder privat überhaupt erstmalig gebunden (?), zur Datierung: auf Seite 64 ist das Jahr 1924 als das aktuellste erwähnt sächsische Privatdruck-Rarität "Ich bin am 31. Oktober 1860 in Frankenthal in der Lausitz geboren. Das Dorf Frankenthal liegt ungefähr 5 Kilometer westlich von Bischofswerda. Vierzehn Jahre hindurch habe ich das Landleben genossen, ein Glück, das ich um so höher schätze, je älter ich werde. Mein Vater war Kirchschullehrer in dem Orte. Ich war sein zweiter Sohn. Eine Tochter war vor meiner Geburt gestorben. Die Mutter hat uns Kindern oft eine Locke von ihrer innigst geliebten Margarethe gezeigt. Sie hatte sie dem toten Töchterlein abgeschnitten und bewahrte sie unter Glas und Rahmen auf. Ein reichliches Jahr nach meiner Geburt erhielt ich einen weiten Bruder ... In Bischofswerda 1881-83 Ostern 1881 versetzte mich der Schulrat Wild an die Bischofswerdaer Bürgerschule. Ich mußte meine schöne Landwohnung mit einer Mansarde auf dem Schulboden vertauschen, der Gehalt stieg nur um wenige Mark. Freilich gab es auch verschiedenes, was mich mit der Versetzung aussöhnte. So wurde gleichzeitig mit mir mein lieber guter Freund Reinhart Michel Hilfslehrer inBischofswerda. Mit offenen Armen wurde ich von den Familien Kneschke und Schneider aufgenommen, das Lehrerkollegium kannte ich von früher her schon, andere Bekannte gab es in Menge, auch Verwandte hatte ich in Bischofswerda. Die Bürgerschule bestand aus drei Abteilungen. Die erste Abteilung entsprach den früheren Dresdner Bürgerschulen und die zweite den Bezirksschulen. Die Selekta war eine höhere Volksschule. Ich hatte in allen drei Abteilungen zu arbeiten. Was das Benehmen der Kinder betraf, so sehnte ich mich bald nach meinen Dorfjungen und -mädchen zurück. Selbstverständlich zeichneten sichauch in Bischofswerda eine ganze Anzahl durch gutes Betragen aus. In der Selekta unterrichtete ich eine Helene Manitius, eine Tochter des ersten Amtsrichters. Sie ist später meine Frau geworden ... Am l5. April 1898 wurde uns eine Tochter geboren, wir nannten sie Dorothea. Am 30. Januar 1900 erhielt Dorothea ein Brüderchen. Es bekam den Namen Gerhard. Gerhard wurde bald schwerkrank, die künstliche Ernährung sagte ihm nicht zu. Sein Leben hing an einem Faden. Schließlich gaben wir ihm Eselsmilch, die half. Beide Kinder haben die IX. Bürgerschule aus der Silbermannstraße besucht, Dorothea bis zu ihrem 16., Gerhard bis zum 10. Lebensjahre. Dorothea hat sich später zur Chemotechnikerin ausgebildet. Gerhard hat die Dreikönigsschule durchgemacht und studiert jetzt auf der hiesigen Hochschule Elektrotechnik ... auch hebe ich noch besonders hervor, daß ich nach meinem Umzug nach Dresden-Trachau im neuen Wohnhaus in der Lehrersfamilie Baum Nachbarn gefunden habe, die an Liebenswürdigkeit, an natürlicher Herzensgüte nicht übertroffen werden können — aber das Traurige, Niederdrückende, Beschämende überwiegt derart — ein einziges Beispiel: die Absetzung des Oberschulrates Dr. Michel ... Mein Vater ist am 25. Dezember 1825 in Frankenthal bei Bischofswerda geboren. Sein Vater ist der Kirchschullehrer Samuel Hauffe gewesen, seine Mutter Henriette eine geborene Kletzsch aus Bischofswerda. Über die Jugend meines Vaters habe ich nicht viel erfahren. Meine Großmutter hat mir wiederholt erzählt, daß sie immer Freude an ihrem Sohne Reinhold gehabt habe. Seine Spielgenossen sind die Kinder des Barons von Friesen gewesen ...", Halbleinen, ca. 11,5 x 16,5, 86 Seiten