Ingrid Häusler, Traumwesen, um 1910 - Scherenschnitt

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Ingrid Häusler. Traumwesen. Scherenschnitt, 14 x 26,5 cm (Darstellungsgröße), 34,5 x 44 cm (Blattgröße), rechts unten signiert „Ingrid Häusler.“, um 1910.
Bildträger insbesondere außerhalb der Darstellung stockfleckig


zum Werk

Scheinen die filigran ausgeführten Spielfiguren, die Mädchenpuppe links mit ihrem nach oben abstehenden Zopf, die Katze auf dem Schaukelpferd daneben und der dösende Kasper auf der anderen Seite des Bettes ein surreales Eigenleben zu führen, erscheinen auf der Wand über dem Bettchen des schlafenden Mädchen phantastische Traumgestalten, die in wildem Ritt vorbeiziehen und die Schlafende in eine andere Welt entführen.
Besonders eindrucksvoll und irritierend zugleich wirkt das Spiel der Realitätsebenen durch das transparente Papier, vor dem die „surreale“ Kinderstube situiert ist, während dahinter die „reale“ Traumwelt beginnt.

Der im asiatischen Raum wahrscheinlich als Schablonen für Porzellanmalerei bereits im 12. Jahrhundert gebräuchliche Scherenschnitt ging in Westeuropa aus der im 18. Jahrhundert verbreiteten Kunst des Schattenrisses hervor. Benannt nach dem französischen Finanzminister Étienne de Silhouette, auf dessen sprichwörtlichem Geiz die Anekdote basiert, er habe sein Haus statt mit Ölbildern mit schwarzen Scherenschnitten ausgestattet, war die in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts aufkommende Bezeichnung ‚Silhouette‘ zunächst ein negativer Ausdruck für ‚billige Kunst‘. Die Silhouette knüpfte jedoch an eine Tradition an, welche ihre abwertende Bedeutung schnell überblendete. Nach der von Plinius dem Älteren überlieferten Legende ist der Schattenriss nämlich der eigentliche Ursprung der Malerei: Eine junge Korintherin hatte den Schatten des Kopfes ihres zur Seefahrt aufbrechenden Geliebten auf einer Wand nachgezeichnet. Diese Legende beinhaltet jene beiden wesentlichen Momente, die den Schattenriss in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer alle Gesellschaftsschichten durchziehende Mode hat werden lassen. Zum einen stellt der Schattenriss ein authentisches Abbild her, zum anderen ist er eine Projektionsfläche der Sehnsucht. Aus dieser Verbindung von Realismus und Imaginationspotenzial schöpft der von der Darstellung des menschlichen Profils losgelöste Scherenschnitt. Der Schatten wird zum künstlerischen Material, mit dem szenische Darstellungen geschaffen werden, die eine hohe Affinität zum Märchenhaft-Phantastischen aufweisen und dabei zugleich authentisch wirken. Daher war der Scherenschnitt nicht allein für die Aufklärung und Empfindsamkeit, sondern ebenfalls für die Romantik, den Klassizismus und das Biedermeier relevant. Diese Kunst erfreute sich bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein großer Beliebtheit und wurde von so unterschiedlichen Künstler wie Philipp Otto Runge und Henri Matisse ausgeübt.

ENGLISH VERSION

Ingrid Häusler. Dream creatures. Silhouette, 14 x 26,5 cm (image size), 34,5 x 44 cm (sheet size), signed at lower right "Ingrid Häusler", c. 1910.
Paper stained, especially outside the image.



About the artwork

While the filigree play figures, the girl's doll on the left with its ponytail sticking out, the cat on the rocking horse next to it and the dozing Punch on the other side of the bed seem to lead a surreal life of their own, fantastic dream figures appear on the wall above the sleeping girl's cot, passing by on a wild ride and transporting the sleeping girl into another world.
The play of levels of reality is particularly impressive and at the same time irritating because of the transparent paper in front of which the 'surreal' nursery is located, while the 'real' dream world begins behind it.


About the art

The silhouette, which was probably used in Asia as early as the 12th century as a stencil for porcelain painting, developed in Western Europe from the art of paper cutting, which became widespread in the 18th century. Named after the French finance minister Étienne de Silhouette, whose proverbial miserliness is the basis for the anecdote that he decorated his house with black silhouettes instead of oil paintings, the term 'silhouette', which emerged in the 1930s, was initially a negative expression for 'cheap art'. However, the silhouette was part of a tradition that quickly overshadowed its pejorative meaning. According to the legend of Pliny the Elder, the silhouette is the true origin of painting: a young Corinthian woman had traced the shadow of her lover's head on a wall as he set off on a sea voyage. This legend contains the two essential elements that made the silhouette a fashion that permeated all social classes in the second half of the 18th century. On the one hand, the silhouette creates an authentic image; on the other, it is a projection screen for desire. The silhouette, detached from the representation of the human profile, draws on this combination of realism and imaginative potential. The shadow became the artistic material for creating scenic representations with a strong affinity to the fairytale and the fantastic, while at the same time appearing authentic. The silhouette was therefore important not only for the Enlightenment, but also for Romanticism, Classicism and Biedermeier. The art remained popular well into the twentieth century and was practised by artists as diverse as Philipp Otto Runge and Henri Matisse.

Zustand

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