Beschreibung
Agis, Wien-Berlin, 1927, 206 Seiten. Gebunden Leinen.
Der erste Teil zeigt, wie ich dazu kam, meine viel angefeindete, aber auch viel gerühmte Etappe Gent" zu verfassen. Wie ihr Manuskript im besetzten Gent entstand, und unter welchen Abenteuern ich es nach dem Waffenstillstand aus der befreiten Stadt holte. Und weil die schöne alte Metropole des heldenmütigen vlaamschen Volkes im Laufe des Weltkriegs von hunderttausend deutschen Soldaten kennen und schätzen gelernt wurde, so habe ich auch in diesem Abschnitt den Vorgängen, die sich dort nach unserem Rückzuge abspielten, einige Kapitel geweiht, die die ehemaligen Flandernkämpfer sicher interessieren. Der zweite Teil gibt die Wirkung bekannt, die die veröffentlichte "Etappe Gent" bei Freund und Feind auslöste, und die ungeheuerlichen Verfolgungen, die ich auf Betreiben der angeprangerten Offiziere zu erdulden hatte. Der letzte Teil klärt über die streng geheime Reichsgerichtsverhandlung auf, in der ich, obwohl meine Unschuld ganz klar zu Tage lag, zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, die ich hinter den Mauern der deutschen Bastille verbringen sollte. Von Potsdam aus wurde ich des Landesverrats bezichtigt, in Potsdam saß ich in Untersuchungshaft, und der in der ganzen zivilisierten Welt so berüchtigte und in unserer "Republik" noch immer so allmächtige "Geist von Potsdam" hat das sechsfache Justizverbrechen zustande gebracht, das unser höchstes Gericht am 13. Dezember 1923 an mir verübte." (Vorwort) "Heinrich Wandt (* 13. Mai 1890 in Stuttgart; † 22. März 1965 in Berlin-Schöneberg) war deutscher Autor und Publizist. Wandt brach ein Architekturstudium ab und wurde mit 19 Jahren Privatsekretär von Clara Zetkin, mit deren Söhnen ihn von Kindheit an ein freundschaftliches Verhältnis verband. Zugleich schrieb er für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen. 1912/13 leistete er Militärdienst und arbeitete danach als Journalist in Paris. Auf deutscher Seite nahm er ab 1914 in Frankreich und vor Ypern am Ersten Weltkrieg teil. Durch eine Verwundung nicht mehr frontverwendungsfähig, wurde er 1915 zum Stab der Etappen-Inspektion der 4. Armee in das belgische Gent abkommandiert. Nach dem Krieg arbeitete er als Redakteur. Über Vergehen in der Etappe während des Krieges führte er ein Tagebuch, das die linke Berliner Freie Presse ab Januar 1920 in Auszügen wöchentlich publizierte. Die volle Namensnennung der beteiligten Offiziere veranlasste das Reichswehrministerium im Juli 1920 zu Untersuchungen ... Hochverratsprozess Am 26. Januar 1923 wurde Wandt aus dem besetzten Düsseldorf, in dem politische Strafsachen des unbesetzten Deutschland nicht zu vollstrecken waren, gewaltsam nach Potsdam verschleppt. Ihm wurde vorgeworfen, das Vernehmungsprotokoll eines flämischen Kriegsgefangenen (Adiel Debeukelaere), erstellt durch deutsche Nachrichtenoffiziere im Jahr 1918, einem Belgier (Armand Wallus 'Flamenpolitik') zur Publikation übergeben zu haben. Die Information sollte aus dem Bestand der Abwicklungsstelle des Gardekorps in Spandau oder dem Reichsarchiv Potsdam stammen. Das Verfahren, damals 'deutscher Dreyfus-Prozess' genannt, fand am 13. Dezember 1923 vor dem Reichsgericht Leipzig statt. Die Verhandlung war geheim, den Anwesenden wurde Schweigepflicht auferlegt. Die Anklage erklärte, dass sie den Nachweis diplomatischen Landesverrats gegen Wandt nicht erbringen konnte. Das Gericht verwarf die Einwände und Beweisanträge des Angeklagten. Drei deutsche Nachrichtenoffiziere, die bereits zum gleichen Tatbestand durch ein belgisches Kriegsgericht befragt worden waren, entzogen sich der Zeugenladung des Reichsgerichts durch Flucht ins Ausland. Wandt wurde zu sechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt ... Wandt wurde in Küstrin inhaftiert und 1926 auf Druck der belgischen Öffentlichkeit vorzeitig entlassen. Die Prozesse dokumentierte er 1927 in Der Gefangene von Potsdam ... 1945 beteiligte er sich an der ersten Liste der auszusondernden Literatur, eines Auftrags, die Bibliotheken in der SBZ inklusive Berlin vom nazistischen Ungeist zu befreien. Als bei den nächsten Listen (insgesamt wurden es vier mit bis zu 400 Seiten) auch die Werke von Trotzkisten und Anarchisten, aber auch Erotisches, Esoterisches und Bücher aus der nichtkommunistischen Friedensbewegung ausgesondert werden sollten, zog er sich aus diesem Projekt zurück ..." (Wikipedia).