Gertrud Rudloff-Hille: Die Bayreuther Hofbühne im 17. und 18. Jahrhundert / Theaterdekorationen.

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Beschreibung

Bayreuth, das seit sechs Jahrzehnten durch sein Festspielhaus in aller Welt berühmt ist, hat als brandenburgische Markgrafenstadt im 17. und 18. Jahrhundert schon einmal ein Stück deutscher Bühnengeschichte erlebt. Frühzeitig ward im alten Schloß ein Schauspielsaal eingerichtet. Tonkunst und Bühnenspiele brachten Bayreuth in Wechselbeziehungen zu anderen höfischen Pflegestätten der Bühnenkunst, zu Dresden und Wien. Im Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das deutsche Singspiel nach Hamburger Weise in Bayreuth eifrig gefördert. Georg Philipp Telemann schrieb selbst für den Hof des Markgrafen Georg Wilhelm. Nach kurzer Unterbrechung alles künstlerischen Treibens durch einen pietistisch gesinnten Fürsten kam Friedrichs des Großen begabte Schwester Wilhelmine nach Bayreuth. Sie schuf sich im kleinen, tausend Hindernissen zum Trotz, einen kunstumspielten Fürstensitz, ließ bauen und schmücken und aufführen, was ihrem Geschmack, ihren Liebhabereien genügte. Als im Jahre 1748 Hasse und zwei Bibiena, die namhaftesten Meister der Zeit, in Bayreuth zusammenwirkten, um die Festlichkeiten zur Hochzeit der markgräflichen Tochter mit dem Herzog von Württemberg auszustatten, wurde das heute erhaltene ,,Markgräfliche Opernhaus« geschaffen, das uns im Verein mit Notensätzen, Wortfolgen und Kupfern oder Handzeichnungen einen einzigartigen Begriff vom Wesen der höfischen Feste des 18. Jahrhunderts vermittelt. Zehn Jahre danach erlosch der Glanz des Bayreuther Hofes mit dem Tode Wilhelmines. Auch anderwärts war die Zeit barocker Feste vorüber ... ----------- "Es würde schwerlich gelingen, Jugendstil im Bühnenbild zu definieren, wenn man im Entwurf oder im Bühnenphoto die stilisierte Seerose und die eigenwillig dekorativen Rahmenlinien kunsthandwerklicher Erzeugnisse der Zeit um 1900 suchen wollte. Die Bühne, deren »Dekoration« niemals Dekoration im schmückenden Sinne, sondern als Ausstattung des Spieles wesentlicher Bestandteil des komplexen Kunstwerkes der Aufführung ist, hat um die Jahrhundertwende eine außergewöhnlich tiefgreifende Wandlung erfahren. In stärkerem Maße als andere Kunstübungen gibt das Theater zu allen Zeiten die äußere Erscheinung und den inneren Gehalt des menschlichen Lebens leicht erkennbar wieder. Da die Bühnenkunst aber selbst so flüchtig ist und stets nur ungenügend referierend dargestellt werden kann, ist ihr Anteil an der Geschichte der Kunst und der Künste verhältnismäßig gering. Das Bühnenkunstwerk kann weder allein von der Literatur noch von der bildenden Kunst her erfaßt werden, ihm muß wirklich von den Brettern her begegnet werden. Gehen wir zuerst zeitlich ein ganzes Stück zurück. Shakespeare spielte in Rangtheatern ohne Dach. Die Kunst seiner Schauspieler war so ausdrucksstark, daß sie seine großen Charaktere wie seine lieblichen, mehr oder weniger verkleideten Mädchen ohne jegliche Ausstattung auf dem offenen Podium darstellen konnten, zur größten Begeisterung eines ringsum dicht gedrängten Publikums. Die Sonne schien vielleicht von oben herein, wenn Romeo von Julia Abschied nahm. In Italien war aus vielfältigen Anlässen heraus vor den Zuschauern im Saal ein lebensgroßes Reliefbild entstanden, vor dem auf breitgelagertem Podium Stücke des Altertums, diesen nachgebildete neue Komödien und schließlich die frühen Opern aufgeführt wurden. Um dieselbe Zeit, als Shakespeare in London ohne bildliche Hilfsmittel und so lebensnah wie möglich spielte, war das italienische Bühnenbild bereits maschinell verwandelbar ..."
74 und 18 Seiten mit zahlreichen Bildern
ca. 15,5 x 23 / 15,5 x 22
kartoniert.

Zustand

guter bis sehr guter Zustand, geringe Gebrauchs- und Alterungsspuren: Papier teils etwas vergilbt, aber Seiten sauber und ordentlich - Deckel mit Blessuren am oberen Rand - Umschlag und Seiten teils etwas eselsohrig - aus dem Titel wurde am oberen Rand ein Streifen von ca. 11 x 5 cm herausgeschnitten - Theaterdekorationen im Interimseinband ohne Mängel

Details zum Artikel

Autor: Gertrud Rudloff-Hille

Titel: Die Bayreuther Hofbühne im 17. und 18. Jahrhundert / Theaterdekorationen

Verlagsname: k.A

Jahr: 1936 / um 1956

Freie Beschreibung: Bayreuth, das seit sechs Jahrzehnten durch sein Festspielhaus in aller Welt berühmt ist, hat als brandenburgische Markgrafenstadt im 17. und 18. Jahrhundert schon einmal ein Stück deutscher Bühnengeschichte erlebt. Frühzeitig ward im alten Schloß ein Schauspielsaal eingerichtet. Tonkunst und Bühnenspiele brachten Bayreuth in Wechselbeziehungen zu anderen höfischen Pflegestätten der Bühnenkunst, zu Dresden und Wien. Im Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das deutsche Singspiel nach Hamburger Weise in Bayreuth eifrig gefördert. Georg Philipp Telemann schrieb selbst für den Hof des Markgrafen Georg Wilhelm. Nach kurzer Unterbrechung alles künstlerischen Treibens durch einen pietistisch gesinnten Fürsten kam Friedrichs des Großen begabte Schwester Wilhelmine nach Bayreuth. Sie schuf sich im kleinen, tausend Hindernissen zum Trotz, einen kunstumspielten Fürstensitz, ließ bauen und schmücken und aufführen, was ihrem Geschmack, ihren Liebhabereien genügte. Als im Jahre 1748 Hasse und zwei Bibiena, die namhaftesten Meister der Zeit, in Bayreuth zusammenwirkten, um die Festlichkeiten zur Hochzeit der markgräflichen Tochter mit dem Herzog von Württemberg auszustatten, wurde das heute erhaltene ,,Markgräfliche Opernhaus« geschaffen, das uns im Verein mit Notensätzen, Wortfolgen und Kupfern oder Handzeichnungen einen einzigartigen Begriff vom Wesen der höfischen Feste des 18. Jahrhunderts vermittelt. Zehn Jahre danach erlosch der Glanz des Bayreuther Hofes mit dem Tode Wilhelmines. Auch anderwärts war die Zeit barocker Feste vorüber ... ----------- "Es würde schwerlich gelingen, Jugendstil im Bühnenbild zu definieren, wenn man im Entwurf oder im Bühnenphoto die stilisierte Seerose und die eigenwillig dekorativen Rahmenlinien kunsthandwerklicher Erzeugnisse der Zeit um 1900 suchen wollte. Die Bühne, deren »Dekoration« niemals Dekoration im schmückenden Sinne, sondern als Ausstattung des Spieles wesentlicher Bestandteil des komplexen Kunstwerkes der Aufführung ist, hat um die Jahrhundertwende eine außergewöhnlich tiefgreifende Wandlung erfahren. In stärkerem Maße als andere Kunstübungen gibt das Theater zu allen Zeiten die äußere Erscheinung und den inneren Gehalt des menschlichen Lebens leicht erkennbar wieder. Da die Bühnenkunst aber selbst so flüchtig ist und stets nur ungenügend referierend dargestellt werden kann, ist ihr Anteil an der Geschichte der Kunst und der Künste verhältnismäßig gering. Das Bühnenkunstwerk kann weder allein von der Literatur noch von der bildenden Kunst her erfaßt werden, ihm muß wirklich von den Brettern her begegnet werden. Gehen wir zuerst zeitlich ein ganzes Stück zurück. Shakespeare spielte in Rangtheatern ohne Dach. Die Kunst seiner Schauspieler war so ausdrucksstark, daß sie seine großen Charaktere wie seine lieblichen, mehr oder weniger verkleideten Mädchen ohne jegliche Ausstattung auf dem offenen Podium darstellen konnten, zur größten Begeisterung eines ringsum dicht gedrängten Publikums. Die Sonne schien vielleicht von oben herein, wenn Romeo von Julia Abschied nahm. In Italien war aus vielfältigen Anlässen heraus vor den Zuschauern im Saal ein lebensgroßes Reliefbild entstanden, vor dem auf breitgelagertem Podium Stücke des Altertums, diesen nachgebildete neue Komödien und schließlich die frühen Opern aufgeführt wurden. Um dieselbe Zeit, als Shakespeare in London ohne bildliche Hilfsmittel und so lebensnah wie möglich spielte, war das italienische Bühnenbild bereits maschinell verwandelbar ..."
74 und 18 Seiten mit zahlreichen Bildern
ca. 15,5 x 23 / 15,5 x 22
kartoniert

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Mitglied-167069 am 19.08.2024

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