Beschreibung
Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR, Berlin, 1960, 55 Seiten mit einigen Bildern. Broschur, Heft.
Die Leser des Romans Unternehmen Thunderstorm" mögen sich fragen, weshalb der Verfasser dieses Buches heute jene Vorgänge wiederum aufgreift und sie in der vorliegenden Form darstellt. Ihm ging es darum, verlogenen Schilderungen, wie sie besonders vom westdeutschen Rundfunk und in West-Illustrierten beharrlich verbreitet werden, erneut entgegenzutreten: Diesmal unter Verzicht auf jede erfundene Einzelheit oder romanhafte Episode, an Hand unwiderlegbarer Dokumente. Auch ist in den sechs Jahren, die seit der Niederschrift des Buches verstrichen sind, von polnischer Seite viel neues Tatsachenmaterial veröffentlicht worden, mit dem er, um das früher gegebene Bild zu ergänzen, seine Leser bekannt machen möchte." "Nun überstürzen sich die Ereignisse. Der Aufstand ist beschlossene Sache, seine Auslösung nur noch eine Frage der Zeit. Den A.K.-Offizieren, die sich um das Schicksal der Hauptstadt und ihrer Millionenbevölkerung sorgen, wird versichert, man könne Warschau nicht vor der Zerstörung bewahren, indem man zögere: "Die Deutschen nutzen an Flüssen gelegene Städte aus, um Widerstandspunkte zu schaffen, die lange und verbissen verteidigt werden." Auch scheint ein faschistischer Befehl vom 27. Juli, der 100 000 Warschauer zum Stellungsbau auffordert, eine Zwangsevakuierung einzuleiten, die das Gefüge der Heimatarmee bedroht. Am selben Tag werden im A.K.-Stab nach einmal Warnungen laut. Deutsche Panzerkolonnen rollen ostwärts durch die Stadt, offenbar verstärken frische Kräfte die Front. Verantwortungsbewußte Offiziere erinnern an die fehlenden Kontakte zur Roten Armee. Sie raten, mit dem Aufstand zu warten, bis die Weichselbrücken angegriffen werden. Doch die Sorge, sowjetische Truppen könnten noch vor Beginn der Erhebung in Warschau einrücken, ist stärker. Oberst Monter, örtlicher (Wehrbezirks-)Befehlshaber der Heimatarmee, verfügt eigenmächtig das Sammeln der Sturmgruppen. Es dauert viele Stunden, bis eine solche Weisung durch die konspirativen Kanäle bis hinab zu den Einheiten dringt. General Bór erteilt am 28. Juli Gegenbefehl. Er hat sich noch immer nicht entschlossen. Aber nun beginnt er zu fürchten, das Oberkommando der Volksarmee könne ihm mit dem Aufstandssignal zuvorkommen. Ein Aufruf des Moskauer Kosciuszko-Senders, der freilich ganz allgemein die Befreiung Polens ankündigt und zur Verteidigungsbereitschaft auffordert, bestärkt ihn in diesem Verdacht. Tags darauf entscheidet er, grundsätzlich um fünf Uhr nachmittags loszuschlagen, Im starken Berufsverkehr ist der Aufmarsch leicht zu tarnen. Daß ein Kampfbeginn um diese Stunde die meisten Familien auseinanderreißt, kümmert ihn nicht. Es ist sogar wünschenswert: Die abgeschnittenen Männer werden, wenn auch waffenlos, seine Streitmacht stärken. Damit kehrt die Heimatarmee letzten Augenblick zum alten Plan einer Massenerhebung zurück; jedoch unter veränderten, fast selbstmörderischen Bedingungen. Was jetzt folgt, ist eine hektische Improvisation. Mit dem Näherrücken der Front schwillt die deutsche Garnison in Warschau auf annähernd 36 000 Mann an. Im östlichen Vorfeld operieren vier frisch herangeführte Panzerdivisionen (die 19., "Totenkopf", "Wiking", "Hermann Göring") und die 73. Infanteriedivision. Sie fangen einen sowjetischen Stoß auf, der Gefechtslärm dringt bis in die Stadt. In dieser Lage überbringt Monter die irrige Meldung, sowjetische Panzer rollten in die östliche Vorstadt Praga ein. Er beschwört den Stab, den Kampf zu eröffnen: "Sonst ist es zu spät". Bór holt die Zustimmung der Londoner Regierungsvertreter ein. Die wirkliche Frontsituation zu erkunden ist keiner imstande. Er setzt alles auf eine Karte. Am 31. Juli gegen 18 Uhr gibt er Monter die mündliche Weisung: "Morgen, Punkt 17 Uhr, eröffnen Sie das Unternehmen 'Gewitter' in Warschau ..." Mit verbundenen Augen hat der General einen tragischen Entschluß gefaßt ...".