Werner Haftmann: Verfemte Kunst Bildende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus.

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DuMont, Köln, 1986, 420 Seiten mit zahlreichen Bildern. Gebunden Leinen.

Am 30. Juni 1937 ermächtigte Adolf Hitler den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, durch den Präsidenten der Reichskunstkammer Adolf Ziegler, »die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke der Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei auszuwählen« und für eine Ausstellung sicherzustellen. Gleichzeitig mit der Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« in München im Juli 1937, auf der die von Hitler persönlich jurierten offiziellen Künstler des Dritten Reiches vorgestellt wurden, fand in den Räumen unter den nahegelegenen Hofgartenarkaden diese Ausstellung statt — unter dem Titel »Entartete Kunst«. In ihr wurden Werke der bedeutendsten deutschen zeitgenössischen Künstler gezeigt — Nolde, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Mueller, Purrmann, Beckmann, Marc, Kokoschka, Heckel, Feininger, Klee, Dix, Grosz, Schwitters u. a. aber auch die von internationalen Meistern wie Mondrian, Kandinsky, Lissitzky, Chagall. Die Verfolgung der modernen Künstler durch die Machthaber des Dritten Reiches hatte ihren Höhepunkt erreicht. Fünfzig Jahre sind seitdem vergangen — ein denkwürdiger Zeitpunkt, der der Bundesregierung geeignet erscheint, die notwendige Rückschau auf die Kunstverfolgung dieser Jahre zu halten. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hat nach einer Ausstellung zum Thema »Innere Emigration«, die am 6. Dezember 1984 im Bundeskanzleramt eröffnet wurde, den Gedanken für eine umfassende Darstellung der »Verfemten Kunst« der Jahre 1933 bis 1945 aufgegriffen. Der vorliegende Band entstand mit Unterstützung der Bundesregierung. Mit Werner Haftmann (Jahrgang 1912) wurde einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen gewählt, der — nach dem Krieg als Kritiker, Hochschullehrer und von 1967-1974 als Direktor der Nationalgalerie in Berlin tätig — wie kaum einer geeignet ist, von dieser Zeit, ihren Künstlern und dem Kampf und Widerstand gegen die Diktatur der Nationalsozialisten zu schreiben. Nachfolgend der Rückblick von Leopold Reidemeister, ehem. Generaldirektor der Staatl. Museen Preußischer Kulturbesitz und noch heute Direktor des Brücke-Museums in Berlin, der viel zur Wiedergutmachung an den Künstlern und für den Neubeginn nach 1945 getan hat. Wir unterscheiden heute zwischen »innerer« und »äußerer« Emigration, bezeichnen als innere Emigration die in Deutschland gebliebenen Künstler, denen unter schwerstem physischen und psychischen Druck keine andere Wahl blieb, als in völliger Isolation an ihrer Kunst weiterzuarbeiten. Willi Baumeister erkannte mit Verwunderung, daß diese Isolierung, dieser aufgezwungene Rückzug aus der Öffentlichkeit, als Zeit der Selbstbesinnung seiner Kunst zugute kam. 1942 schrieb er Fragonard: »Sind die Gründe klar, warum diese furchtbare Zeit sich so günstig auf' meine private Malerei bis jetzt auswirkt?« Diese Maler bekannten sich zur Folgerichtigkeit ihrer Kunst und verbanden sie mit ihrer persönlichen Integrität als Künstler. Dafür nahmen sie Not und Verfemung in Kauf. In anderer, aber ebenso schwerer Lage befanden sich die exilierten Künstler, die ihre Heimat freiwillig oder gezwungen verlassen mußten und im Ausland unter unsäglichen Mühen ihre künstlerische Arbeit weiterführten. Werner Haftmann schreibt über Max Beckmann, der 1937, einen Tag nach der wüsten Drohrede Hitlers gegen die modernen Künstler anläßlich der Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« spontan Deutschland verließ und nach Amsterdam emigrierte: »Beckmann war nun auf nicht absehbare Zeit endgültig im Stande des Exiliertseins. Er nahm diese Lage an und setzte seine enorme Willenskraft, seinen Stolz und Trotz gegen die ihn umstellenden »unsichtbaren Gewalten« ein, um das allein ihn angehende Werk gegen alle Widerstände zu leisten. Auf der ersten Seite seines am 4. Mai 1940 angefangenen neuen Tagebuchs steht die Eintragung: »Ich habe mich mein ganzes Leben bemüht, eine Art »Selbst« zu werden. Und davon werde ich nicht abgehen und es soll kein Winseln um Gnade und Erbarmen geben. Auch ich habe ein Recht.« Zu den am frühesten und häufigsten angegriffenen Künstlern zählte Oskar Kokoschka. Er antwortete 1937 auf die Schandausstellung in München mit seinem selbstbewußt kämpferischen »Selbstbildnis als 'entarteter' Künstler«, das er als persönliche Kriegserklärung gegen den deutschen Tyrannen empfand. Während der ersten Jahre seines Exils in der Tschechoslowakei und später in England entstanden seine politischen Allegorien. Zudem beteiligte sich Kokoschka mit Plakaten, in Rede und Schrift am Kampf gegen das verhaßte Regime. Die Erfahrung des Exils, die Bedrohung, die allen Künstlern der Avantgarde gemeinsam waren, aber auch der bewußter gewordene Ernst ihrer künstlerischen Verrichtung schlugen sich in ihrem Schaffen nieder. Daraus ergaben sich neuartige Entwicklungen in ihrem Werk — bei Paul Klee z. B., bei Beckmann oder Baumeister, die der modernen Kunst Einsichten zuführten, die sich nach dem Ende des Krieges als ungemein fruchtbar erweisen sollten und dem Neubeginn den Weg bahnten. Auch aus der jüngeren Generationsreihe, von Hartung oder Wols aus dem französischen Exil, von Nay oder Winter aus der inneren Emigration kamen entscheidende Anstöße für die Gestaltung einer zeitgenössischen Kunst. Ein solches Buch wäre ohne eine Fülle von Farb- und Schwarz-weiß-Abbildungen sowie eine große Anzahl von Dokumenten und zeitgenössischen Fotografien nicht denkbar. Eine Zeittafel und die Biographien der behandelten Künstler ergänzen den Text.

Statut

sehr guter Zustand, geringe Gebrauchs- und Alterungsspuren: noch im Pappschuber

Détails sur l'article

Autor: Werner Haftmann

Herausgeber: Berthold Roland

Titel: Verfemte Kunst
Bildende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus

Auflage: Erstausgabe

Verlagsname: DuMont, Köln

Jahr: 1986

Seitenanzahl: 420 Seiten mit zahlreichen Bildern

Einband: Gebunden Leinen

Schutzumschlag: ja

Bemerkung: Am 30. Juni 1937 ermächtigte Adolf Hitler den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, durch den Präsidenten der Reichskunstkammer Adolf Ziegler, »die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke der Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei auszuwählen« und für eine Ausstellung sicherzustellen. Gleichzeitig mit der Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« in München im Juli 1937, auf der die von Hitler persönlich jurierten offiziellen Künstler des Dritten Reiches vorgestellt wurden, fand in den Räumen unter den nahegelegenen Hofgartenarkaden diese Ausstellung statt — unter dem Titel »Entartete Kunst«. In ihr wurden Werke der bedeutendsten deutschen zeitgenössischen Künstler gezeigt — Nolde, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Mueller, Purrmann, Beckmann, Marc, Kokoschka, Heckel, Feininger, Klee, Dix, Grosz, Schwitters u. a. aber auch die von internationalen Meistern wie Mondrian, Kandinsky, Lissitzky, Chagall. Die Verfolgung der modernen Künstler durch die Machthaber des Dritten Reiches hatte ihren Höhepunkt erreicht. Fünfzig Jahre sind seitdem vergangen — ein denkwürdiger Zeitpunkt, der der Bundesregierung geeignet erscheint, die notwendige Rückschau auf die Kunstverfolgung dieser Jahre zu halten. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hat nach einer Ausstellung zum Thema »Innere Emigration«, die am 6. Dezember 1984 im Bundeskanzleramt eröffnet wurde, den Gedanken für eine umfassende Darstellung der »Verfemten Kunst« der Jahre 1933 bis 1945 aufgegriffen. Der vorliegende Band entstand mit Unterstützung der Bundesregierung. Mit Werner Haftmann (Jahrgang 1912) wurde einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen gewählt, der — nach dem Krieg als Kritiker, Hochschullehrer und von 1967-1974 als Direktor der Nationalgalerie in Berlin tätig — wie kaum einer geeignet ist, von dieser Zeit, ihren Künstlern und dem Kampf und Widerstand gegen die Diktatur der Nationalsozialisten zu schreiben. Nachfolgend der Rückblick von Leopold Reidemeister, ehem. Generaldirektor der Staatl. Museen Preußischer Kulturbesitz und noch heute Direktor des Brücke-Museums in Berlin, der viel zur Wiedergutmachung an den Künstlern und für den Neubeginn nach 1945 getan hat. Wir unterscheiden heute zwischen »innerer« und »äußerer« Emigration, bezeichnen als innere Emigration die in Deutschland gebliebenen Künstler, denen unter schwerstem physischen und psychischen Druck keine andere Wahl blieb, als in völliger Isolation an ihrer Kunst weiterzuarbeiten. Willi Baumeister erkannte mit Verwunderung, daß diese Isolierung, dieser aufgezwungene Rückzug aus der Öffentlichkeit, als Zeit der Selbstbesinnung seiner Kunst zugute kam. 1942 schrieb er Fragonard: »Sind die Gründe klar, warum diese furchtbare Zeit sich so günstig auf' meine private Malerei bis jetzt auswirkt?« Diese Maler bekannten sich zur Folgerichtigkeit ihrer Kunst und verbanden sie mit ihrer persönlichen Integrität als Künstler. Dafür nahmen sie Not und Verfemung in Kauf. In anderer, aber ebenso schwerer Lage befanden sich die exilierten Künstler, die ihre Heimat freiwillig oder gezwungen verlassen mußten und im Ausland unter unsäglichen Mühen ihre künstlerische Arbeit weiterführten. Werner Haftmann schreibt über Max Beckmann, der 1937, einen Tag nach der wüsten Drohrede Hitlers gegen die modernen Künstler anläßlich der Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« spontan Deutschland verließ und nach Amsterdam emigrierte: »Beckmann war nun auf nicht absehbare Zeit endgültig im Stande des Exiliertseins. Er nahm diese Lage an und setzte seine enorme Willenskraft, seinen Stolz und Trotz gegen die ihn umstellenden »unsichtbaren Gewalten« ein, um das allein ihn angehende Werk gegen alle Widerstände zu leisten. Auf der ersten Seite seines am 4. Mai 1940 angefangenen neuen Tagebuchs steht die Eintragung: »Ich habe mich mein ganzes Leben bemüht, eine Art »Selbst« zu werden. Und davon werde ich nicht abgehen und es soll kein Winseln um Gnade und Erbarmen geben. Auch ich habe ein Recht.« Zu den am frühesten und häufigsten angegriffenen Künstlern zählte Oskar Kokoschka. Er antwortete 1937 auf die Schandausstellung in München mit seinem selbstbewußt kämpferischen »Selbstbildnis als 'entarteter' Künstler«, das er als persönliche Kriegserklärung gegen den deutschen Tyrannen empfand. Während der ersten Jahre seines Exils in der Tschechoslowakei und später in England entstanden seine politischen Allegorien. Zudem beteiligte sich Kokoschka mit Plakaten, in Rede und Schrift am Kampf gegen das verhaßte Regime. Die Erfahrung des Exils, die Bedrohung, die allen Künstlern der Avantgarde gemeinsam waren, aber auch der bewußter gewordene Ernst ihrer künstlerischen Verrichtung schlugen sich in ihrem Schaffen nieder. Daraus ergaben sich neuartige Entwicklungen in ihrem Werk — bei Paul Klee z. B., bei Beckmann oder Baumeister, die der modernen Kunst Einsichten zuführten, die sich nach dem Ende des Krieges als ungemein fruchtbar erweisen sollten und dem Neubeginn den Weg bahnten. Auch aus der jüngeren Generationsreihe, von Hartung oder Wols aus dem französischen Exil, von Nay oder Winter aus der inneren Emigration kamen entscheidende Anstöße für die Gestaltung einer zeitgenössischen Kunst. Ein solches Buch wäre ohne eine Fülle von Farb- und Schwarz-weiß-Abbildungen sowie eine große Anzahl von Dokumenten und zeitgenössischen Fotografien nicht denkbar. Eine Zeittafel und die Biographien der behandelten Künstler ergänzen den Text

Produktart: Buch

Sprache: Deutsch

Länge x Breite: 32 cm x 29.5 cm

ISBN: 3770119401

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