Dr. Carl Heinigke's Handbuch der homöopathischen Arzneiwirkungslehre.

Dr. Willmar Schwabe, Leipzig, 1905, 658 Seiten. Gebunden Halbleinen.

Bei der Abfassung der II. Auflage versuchten wir den von Heinigke eingeschlagenen Weg zur Erreichung einer zeitgemässen Arzneimittellehre weiter zu verfolgen. An den eigentlichen Symptomen der vorhandenen Mittel haben wir nur sehr unwesentliche Veränderungen vorgenommen; etwas mehr war schon im allgemeinen Theil einzelner Mittel in Hinsicht auf die in den letzten Jahrzehnten eruirten wissenschaftlichen Ergebnisse nachzutragen. Jedoch wolle man nicht erwarten, dass das, was die neuzeitliche Pharmakologie sowohl wie die lawinenartig angeschwollene homöopathische Pharmakodynamik gebracht hat, gleich ausgiebig durchgesehen und benutzt wurde: das ist von einem Pharmakologen von Fach, geschweige denn von einem beschäftigten praktischen Arzte, kaum zu verlangen! Der Haupttheil der Bereicherung des Werkes in der II. Auflage besteht in dem Hinzufügen von 35 neuen Mitteln, so dass dasselbe jetzt im Ganzen 250 Mittel umfasst. Unter diesen neuen Mitteln befinden sich acht, welche von der Arzneiprüfungsgesellschaft unter Redaction von Dr. Schier in Mainz seiner Zeit geprüft worden sind und zwar nach Heinigke'schem Schema; sie sind fast wörtlich aufgenommen worden. Es möge hier daran erinnert werden, dass bei den neuaufgenommenen Arzneimitteln meist auf die Wirkungsdauer der Mittel sowohl wie besonders auf die Antidote keine Rücksicht genommen wurde. Für die erstere fehlten zum grössten Theil die Angaben in der benutzten Litteratur; und die Frage der sogenannten Antidote, unter denen die Homöopathie Mittel versteht, die gleiche oder sehr ähnliche Wirkungen in sich vereinigen, lässt noch keine exacte wissenschaftliche Beantwortung zu. Die zerstreut in älteren Werken sich vorfindenden Erörterungen über diese Frage sind vielfach unklar, ungenau und sich widersprechend; so findet man unter anderm im pharmakodynamischen Theile einiger Werke Mittel als Antidote angegeben, die im therapeutischen Theile im Wechsel empfohlen werden; auch die Praxis, die doch an erster Stelle hier in Betracht kommt, legt der Frage keinen grossen Werth bei. Zudem weiss man, dass bei manchen vorzüglich wirkenden zusammengesetzten Mitteln die Componenten Antidote darstellen!.