Beschreibung
C. H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung / München; 1896/1905, EA/6; VIII, 520, IV, 738 S.; Format: 16x22.
Der erste Band des Werkes erschien erstmals 1896, während der zweite Band erst 1904, nach dem Tode des Verfassers, von Theodor Ziegler ergänzt, veröffentlicht wurde; - - - Albert Bielschowsky, * 03.01.1847 in Namslau, Niederschlesien, + 21.10.1902 in Berlin, deutscher Literaturhistoriker.Er stammte aus einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, war von 1870 bis 1886 in Brieg im höheren Schuldienst tätig. Nach Auflösung seiner Schule siedelte er nach Berlin über, wo er sich ausschließlich wissenschaftlicher Arbeit widmete. Vor allem wurde Goethe der Gegenstand seiner literaturwissenschaftlichen Forschungen. Daraus erwuchs sein hier vorliegendes Werk über Goethe; - - - "Sicherlich war hier ein Goethe-Buch entstanden, das eine souveräne Kenntnis des großen Gegenstandes und umfangreichen Stoffes zeigte - und daher von der Literaturwissenschaft wohlwollend aufgenommen wurde - , wenngleich der Verfasser in weitaus stärkerem Umfang als er begründen konnte, Züge Goethes oder ihm nahestehender Personen in Bühnenfiguren des Dichters wiederzuerkennen meinte (Iphigenia - Charlotte von Stein, Leonore Sanvitale - Anna Amalia). Neben dieser methodischen Fragwürdigkeit steht ein Denken in gar zu konventionellen Kategorien, das den Verfasser oft genug daran hinderte, die Beweggründe der Goetheschen Menschen zu erfassen und zu verstehen sowie zum Kern der Konflikte vorzudringen, in die sie gerieten. Wenn Bielschowsky die Bindung der jungen Ottilie an Eduard, einen älteren, welterfahrenden Mann, als `unglaublich` bezeichnete, so wird das schon seiner Zeit als veraltet empfunden worden sein. Es ist durchaus ein Vorzug von Bielschowskys Goethe-Buch, daß er einige Schwächen des Dichters benennt, wenngleich manches dabei - aus heutiger Optik - unscharf oder gar unwesentlich erscheinen mag. `Goethe hatte von allem Menschlichen eine Dosis empfangen`, heißt es einmal, `und war darum der menschlichste aller Menschen. Seine Gestalt ... war ein potenziertes Abbild der Menschheit an sich. Demgemäß hatten auch alle, die ihm näher traten, den Eindruck, als ob sie noch nie einen so ganzen Menschen gesehen hätten.` Und: "Diese wunderbare, vollkommene Mischung seiner Natur gibt ihr den Charakter des Außerordentlichen und bedingt zugleich ihre gegensätzlichen Erscheinungen. Die Gegensätzlichkeit aber ist es, die es den meisten so erschwerte und noch erschwert, eine sichere, zutreffende Anschauung von ihm zu gewinnen.` Bei allen Mängeln, die Bielschowskys Goethe-Darstellung aufweist (und die sie uns heute als `verstaubt` und als unvollständig erscheinen lassen müssen, was manches schiefe Urteil zu Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten, seinen staatsmännischen Aktivitäten, auch seinem Denken angeht), bleibt sein Goethe-Buch eine bemerkenswerte Leistung und kann weiterhin nützlich sein im Ringen um manches Detail für unsere Goethe-Adaption. Für dieses Buch trifft zu, was Wolfgang Leppmann von ihm sagt; es gebe `ein Bild [Goethes] mit liebevollem Eingehen aufs einzelne, mit einem tiefen Gefühl für das Einzigartige an diesem Menschen und Dichter und mit enzyklopädischem Wissen.` [G. Gerstmann, Ostdt. Biographien); - - - Die beiden, durch Pergamentpapier geschützten Photogravüren (Frontispizen) geben die Goethe- Portraitgemälde von J. H. W. Tischbein "Goethe in der Campagna" (1787) [hier mit "Goethe in Italien" betitelt] + von J. K. Stieler "Johann Wolfgang von Goethe" (1828) [hier mit "Goethe im 29. Lebensjahr" betitelt] als Schwarzweiß-Druck in Mezzotinto-Technik wieder; Der zweite Band schließt mit Anmerkungen und einem sich auf beide Bände beziehenden alphabetischen Register; Mit Verlagswerbung; - - - Z u s t a n d: 2-, original rotes Fein-Leinen mit Ecken mit goldenem Deckel- + Rückentitel, Rücken wird durch fünf, durch feine Goldlinien akzentuierte Bünde, in sechs Felder gegliedert, aufwendige vergoldete Verzierungen, schwarze Spiegel, marmorierte Rund-Schnitte, zweiter Band mit Lesebändchen. Zwei kleine Anstreichung mit Bleistift nur im zweiten Band, minimal berieben, Band 1 mit Kratzer am Rücken.