Beschreibung
Friedrich Ernst Wolfrom (1857 Magdeburg - 1923 Berlin). Frauenkopf im Medaillon, 1904. Öl auf Malpappe, 55,5 x 42 cm (Innenmaß), 72 x 62 cm (Rahmen), rechts unten signiert und datiert "F. E. WOLFROM 1904".
kleinere Farbabplatzungen und Eintrübungen
zum Werk
Die leichte Untersicht verleiht dem Frauenkopf einen majestätischen Zug, der zugleich etwas Geheimnisvolles birgt, das sich in den tiefdunklen Augen ebenso wie in den schwarzen Lockenwirbeln kundtut. Dabei ist das Geheimnisvolle mit dem Reizvollen gepaart, das im Lächeln und dem tief ausgeschnittenen Dekolleté zum Ausdruck kommt. Die Symbiose von Macht und Eros lässt an eine Judith oder Salome denken, so dass es sich weniger um das Porträt einer realen Person als um ein Rollen- oder Idealporträt handelt, zumal die Medaillon-Form der Darstellung einen Denkmalcharakter verleiht.
Die auch für das Oeuvre von Wolfroms Lehrer Hans Makart und den symbolistisch ausgerichteten Jugendstil entscheidende Verbindung von praller Lebenslust und abgründiger Fatalität macht sich insbesondere auch auf der Ebene der Farbigkeit geltend: Während das diffuse Schwarz des Hintergrundes in den Augen und den Haaren präsent ist, verbindet sich die Kleidung mit dem so typischen fahlen Grüngelb, das sich in der Mitte des Bildhintergrundes zu einem Eigenleuchten verdichtet, um dann im Inkarnat der Porträtierten ins volle Leben umzuschlagen.
Dem Historienmaler Wolfrom gelingt es, in das Porträt eine erzählerische Dimension einzubetten, die sich inhaltlich aus den großen Themen des Wiener symbolistischen Jugendstils speist, der mit Wolfrom Einzug in Berlin erhält.
zum Künstler
Friedrich Ernst Wolfrom nahm 1875 das Studium an der Münchner Kunstakademie auf, wo er Bekanntschaft mit Franz von Lenbach schloss. Von München ging er zu Julius Hübner an die Dresdener Kunstakademie und folgte 1881 Hans Makart nach Wien. Nach Makarts Tod ging Wolfrom über München nach Dresden, um sich schließlich 1892 dauerhaft in Berlin niederzulassen. Dort wurde er im Jahre 1900 mit der heute zerstörten Ausmalung des Bundesrats-Saales im Berliner Reichstagsgebäude betraut.
Auswahlbibliographie
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd.II,2, Dresden 1901.
Maximilian Rapsilber: Friedrich Ernst Wolfrom. Ein Gedenkblatt zum 50. Geburtstag des Künstlers, Berlin 1907.
ENGLISH VERSION
Friedrich Ernst Wolfrom (1857 Magdeburg - 1923 Berlin). Woman's Head in a Medallion, 1904. Oil on painting cardboard, 55.5 x 42 cm (visible size), 72 x 62 cm (frame), signed and dated F. E. WOLFROM 1904.
Minor flaking and clouding.
About the work
The slight lower view lends the woman's head a majestic air that at the same time holds something mysterious, which is expressed in the deep dark eyes as well as in the black twirls of curls. The mysterious is paired with the charming, which is expressed in the smile and the low-cut décolleté. The symbiosis of power and Eros is reminiscent of a Judith or Salome, so that this is less a portrait of a real person than of a role or ideal, especially as the medallion form lends the depiction a monumental character.
The combination of a plump lust for life and abysmal fatality, which was also decisive for the oeuvre of Wolfrom's teacher Hans Makart and the symbolist-oriented Art Nouveau, is particularly evident at the level of colour: while the diffuse black of the background is present in the eyes and the hair, the clothing is combined with the pale greenish-yellow so typical, which condenses into an intrinsic glow in the middle of the picture's background, only to burst into full life in the incarnate parts of the sitter.
The history painter Wolfrom succeeds in embedding a narrative dimension in the portrait, the content of which is fed by the major themes of Viennese Symbolist Art Nouveau, which Wolfrom brings to Berlin.
About the artists
Friedrich Ernst Wolfrom began studying at the Munich Art Academy in 1875, where he met Franz von Lenbach. From Munich he went to Julius Hübner at the Dresden Art Academy and followed Hans Makart to Vienna in 1881. After Makart's death, Wolfrom went to Dresden via Munich and finally settled permanently in Berlin in 1892. In 1900 he was commissioned to paint the Bundesrat Hall in the Reichstag building in Berlin, which has since been destroyed.
Selected bibliography
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd.II,2, Dresden 1901.
Maximilian Rapsilber: Friedrich Ernst Wolfrom. Ein Gedenkblatt zum 50. Geburtstag des Künstlers, Berlin 1907.