Ein Historischer Rundgang - Erkner

Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu drei Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!

Im zweiten Teil unserer beliebten Reihe geht es etwas weiter ins Berliner Umland: nach Erkner!
Die kleine Stadt Erkner liegt zwischen dem Dämeritz- und dem Flakensee. Aber ihren Aufstieg hat sie der Tatsache zu verdanken, dass sie zwischen Berlin und Frankfurt/Oder liegt. Erst entstand 1710 die Postlinie, seit 1844 gibt es einen Bahnhof. Erkner wurde daraufhin als Ausflugsziel entdeckt. Mit der „Theerproductenfabrik" von Julius Rütgers hielt 1861 auch die Industrialisierung Einzug.

Berühmt wurde Erkner durch Carl Bechstein und Gerhart-Hauptmann. Der noch junge Dichter, der später den Nobelpreis bekommen sollte, lebte nur vier Jahre hier. Hier schrieb er den „Bahnwärter Thiel“. Das Haus, in dem er lebte, ist heute Museum.
Das Rathaus ist 1938 in der „Villa Bechstein“ eröffnet worden, die der Klavierbauer Carl Bechstein 50 Jahre zuvor als Sommerresidenz errichten ließ. 1944 ist das Rathaus bei einem Bombenangriff schwer beschädigt worden. Die Alliierten hatten es eigentlich auf eine Munitionsfabrik abgesehen. Nach dem Krieg wurde das Gebäude so weit hergerichtet, dass es wieder als Rathaus dienen konnte.

Nach dem Krieg war von Erkner nicht viel übrig geblieben. Der Luftangriff war schon verheerend. Als die Rote Armee an der Stadtgrenze Berlins auf erbitterten Widerstand stieß, zerschoss die Artillerie mit ihren Stalin-Orgeln den Rest. Neubauten zu DDR-Zeiten schufen wieder Wohnraum.


Dabei war Erkner im 19. Jahrhundert ein hübsches Bauerndorf. Das einzige, was fehlte, war eine Kirche. Viele Jahre bemühte sich die Gemeinde, aber erst als Kaiserin Auguste Viktoria sich der Sache annahm, konnte die Genezareth-Kirche 1897 geweiht werden. Bechstein hatte Bauplatz und Glocken spendiert. Das Gotteshaus wurde beim Bombenangriff 1944 bis auf die Grundmauern zerstört. Der Wiederaufbau war 1958 abgeschlossen. Das Friedens-Denkmal vor der Kirche ist aber nicht wieder aufgebaut worden.

Ebenfalls im Krieg zerstört wurde das Heideschloss im Ortsteil Hohebinde, zur Jahrhundertwende ein Ausflugslokal mit Anleger für Dampfer.



1918 übernahm es der CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) und funktionierte es zum Sommerheim um. Im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die Gestapo das Heideschloss. Es wurde aber nicht im Bombenhagel vernichtet, es fiel einer Explosion zum Opfer, weil die Nazis hier Munition gelagert hatten. Der ohrenbetäubende Knall in der Nacht zum 24. August 1944 war sogar in den Nachbardörfern zu hören.

Unzerstörbar sind zum Glück die vielen Badeseen.


Durch den Dämeritzsee fließt die Spree. Er ist mit 100 Hektar der größte See und durch den Flakenfließ mit dem 67 Hektar großen Flakensee verbunden.

Dampferfahrten waren schon zu Kaisers Zeiten beliebt. Unterwegs kommt man am Erkneraner Ortsteil Springeberg vorbei, wo es früher einmal eine Gaststätte gegeben hat.


Ziel der Fahrt war die Woltersdorfer Schleuse, die es schon seit 1550 gibt.

Ebenfalls sehr beliebt ist das kleine Flüsschen Löcknitz, das in den Flakensee fließt. Theodor Fontane schreibt in seinen Wanderungen: „Keines unter all diesen Wässerchen in unserer Mark aber ist vielleicht reizvoller und unbekannter zugleich als die Löcknitz“, sie biete: „eine Reihe der anmutigsten Landschaftsbilder“.


Da ist unser zweiter Ansichtskartenspaziergang auch schon wieder vorbei. Wir hoffen, dass Sie viel Spaß dabei hatten und das nächste Mal geht es in die Nähe von Potsdam!


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