Ein Historischer Rundgang - Brandenburg an der Havel

Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu drei Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!

Auch im fünften Teil unserer beliebten Reihe geht es wieder ins Brandenburgische: ins idyllische Brandenburg an der Havel.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konnte man diesen Ausblick auf den Dom und die anderen Kirchtürme der Stadt Brandenburg genießen. Die Dominsel inmitten der Havel gilt als Wiege der Mark Brandenburg. Zwei Städte, die Neustadt und die Altstadt, existierten über Jahrhunderte nebeneinander und wuchsen erst 1715 zusammen. Im Krieg sind zahlreiche historische Bauten der einstigen Doppelstadt zerstört worden.

Der Dom St. Peter und Paul ist das älteste erhaltene Bauwerk von Brandenburg an der Havel und befindet sich in der früheren Altstadt. Grundsteinlegung für den romanischen Bau war 1165. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt er ein gotisches Antlitz. Schon Schinkel stellte fest, dass der Dom auf dem sumpfigen Untergrund einzustürzen drohte und ergriff Gegenmaßnahmen. Aber erst in den letzten 20 Jahren hat man das Problem in Griff bekommen.

Die St. Katharinenkirche, die Pfarrkirche der Neustadt, ist ein herausragendes Meisterwerk norddeutscher Backsteinbaukunst. Errichtet wurde sie zwischen 1395 und 1401 unter der Regie des Stettiner Baumeisters Heinrich Brunsberg. Ihre Ausmaße – die Höhe des Dachfirstes beträgt 38 Meter, die des Turms 72 Meter - sind ebenso beeindruckend wie die reichen Verzierungen, Rosetten und der figürliche Schmuck.


Das Altstädtische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert ist ein Kleinod gotischer Backsteinbaukunst. Heute ist es wieder Sitz des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung, aber das war nicht immer so. Nach der Vereinigung der Brandenburger Städte im Jahre 1715 zogen die Ratsherren aus. In den kommenden zwei Jahrhunderten dienste der Bau als Fabrik, Lager, Magazin, Gerichtsgebäude und Kleiderkammer der Armee. 1904 drohte sogar der Abriss, aber die Stadt kaufte das Rathaus zurück und bechloss die Sanierung.
Der Roland, ein Sinnbild für die Stadtrechte, steht traditionell vor den Rathäusern. Dieses Exemplar aus Sandstein ist 5,35 Meter groß und zu zählt den schönsten Figuren dieser Art in Norddeutschland. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. verfügte 1716, dass der Roland vor das Neustädtische Rathaus versetzt wurde: Er stand den Soldaten beim Exerzieren im Weg. 1941 wurde der Roland zum Schutz vor Bombenangriffen eingelagert und überstand die Zerstörung des Neustädtischen Rathauses.
Das Neustädtische Rathaus bildete einst den optischen Schlusspunkt der St. Annenstraße.
In den Häuserkämpfen der letzten Kriegstage wurde dieser Boulevard, der Ku’Damm von Brandenburg an der Havel, stark zerstört. Die herrlichen Häuserfassaden mit ihren reichen Ornamenten, Zinnen und Putten ging für immer verloren. Der Wiederaufbau stand im Zeichen der Wohnungsnot, für die alte Pracht gab es weder Geld noch Verständnis.

Zerstört wurde auch das so genannte Kurfürstenhaus, das dem Neustädtischen Rathaus gegenüber lag. Sein richtiger Name lautet Storbecksches Haus, die Benennung nach dem Kurfürsten, welche im Volksmund üblich war, rührt von dem kürfürstlichen Wappen über dem Eingangsportal. Im Erdgeschoss haben sich einst Geschäfte befunden.


Erhalten geblieben sind dagegen vier von fünf Tortürmen. Der größte und gewaltigste ist der Steintorturm, der vier Geschosse und einen Durchmesser von elf Metern hat. Mit seinem Kegelhelm und Zinnenkranz wirkt er besonders mittelalterlich. Er ist Teil der Wehranlage, die im 15. Jahrhundert um die Stadt errichtet wurde. Bei den Türmen befanden sich auch die Eingangstore zur Stadt.

Der Rathenower-Torturm wurde als Schutz im Norden der Altstadt erbaut. Sein Grundriss bildet ein unregelmäßiges Viereck. Der Durchgang und die Treppe zu den oberen Geschossen wurde erst bei seiner Restaurierung im Jahr 1910 geschaffen. In den Turm gelangte man bis dahin nur über den Wehrgang. Wohl deshalb blieben hier Teile der Stadtmauer erhalten, sie reichen heute noch an ihn heran.


Das folgende Kriegerdenkmal erinnerte an die Gefallenen der preußischen Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Architekt Hubert Stier hat das Bauwerk als neugotischen Turm konzipiert. Seit seiner Einweihung 1880 diente er als Aussichtsturm, wurde im Zweiten Weltkrieg aber komplett zerstört. Die Bismarckwarte hat zwar den Krieg überstanden, ist aber 1974 der DDR-Ideologie zum Opfer gefallen. Sie wurde nach Entwürfen von Bruno Moehring aus märkischen Findlingen errichtet und 1908 eingeweiht. Eine Büste des „eisernen Kanzlers“ zierte die Vorderfront. 1958 wurde die Bismarckwarte zunächst in Friedenswarte umbenannt, die Büste durch eine Friedenstaube ersetzt. 1974 ist das Gebäude heimlich gesprengt und durch einen Neubau, die nun echte Friedenswarte, ersetzt worden.


Wir hoffen es hat Ihnen auch dieses Mal wieder gefallen. Freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf den nächsten Spaziergang auf oldthing.de!

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