Wittkop, Justus Franz

die Sieten sind gebräunt, der Umschlag ist fleckig und stark an den Kanten bestoßen, Gleich dem anderen großen Roman Wittkops - „Gullivers letzte Reise" - zeichnet sich dieser, „Fortuna und der Bruder des Schlafs", durch drei hohe Vorzüge aus, die selten so uneingeschränkt beieinander zu finden sind: Eine gut angelegte und durchgeführte Fabel, die zum Fort-und Fortlesen reizt, schöne Sprache in dichterischem Schwung und tiefe Menschlichkeit, die jeder Kreatur das ihr gebührende Teil zukommen läßt. Wie ergreift uns dochj der Erdenlauf des Veit Melcher, von seiner Geburt in der Todesnot der Mutter, durch ein wechselvolles Dasein, das trotz der wirren Zeiten Läufle voll Stetigkeit und männlichem Gleichmaß bleibt, bis zum friedlichen Abscheiden, bei dem sich zur Fortuna des reichen Lebens der Bruder des Schlafs voll Milde gesellt. Wie ranken sich Krieg und stille Zeit, Armut und Verschwendung, bäuerlicher Tageslauf, Frommsein, Blocksbergkult, Landsknechtsgloria, Kinder und Knechte, Menschen und Menschlein, hier um den Ursprung einer Familie, um Veit Melcher, der die ihm übergebene Stafette des Lebens getreulich trägt, bis sie ihm der nächste abnimmt. - Es ist kein falscher verstimmender Klang in diesem Buch; es ist bunt, meisterlich spiegelt es bewegtes Sein, hohe Zeiten und böse Tage gleichen sich im rechten Maße aus, und immer versöhnt es mit dem Leben - wie das sich auch gibt. (vom Umschlag) 2h6