Zustand
der Einband und der Umschlag sind fleckig, die Umschlagkanten sind bestoßen, Spätherbst 1908 in Paris, dem Zentrum der russischen Emigration. Der Morgen ist dunkel und feucht. In der dunstigen Luft der Arbeiterviertel liegt der leise Geruch von Leuchtgas und Karbon, vermischt mit dem undefinierbaren, aber spezifisch pariserischen Etwas: dem linden Duft von Kastanien, Vanille und Benzin. Melone auf dem Kopf, breitschultrig, untersetzt, das glattrasierte Kinn vorgestreckt, durchradelt Lenin ein paar leere Gäßchen, bis er auf der Porte d`Orleans mitten drin ist in einem dichten Menschenstrom. Die Proletarier von Paris sind unterwegs zur Arbeit. Ob sie ahnen, daß der eine unter ihnen, der Mann auf dem Fahrrad, der jeden Tag zur Nationalbibliothek fährt, ein knappes Jahrzehnt später an der Spitze der ersten sozialistischen Revolution der Welt stehen und sie zum Siege führen wird? Das Thema Lenin ist groß, unerschöpflich, und dieses Buch ist keine historische Skizze, kein Roman und auch keine Erzählung. Es sind Reflektionen, Reisenotizen, Erinnerungen, am ehesten ist es ein lyrisches Tagebuch, nicht mehr. Aber auch nicht weniger." So der Autor über sein vorliegendes Werk, in dem er schildert. wie er auf Capri und in Paris die Stätten besucht, wo ein halbes Jahrhundert zuvor Lenin weilte. Dabei überkommt ihn das unvergleichlich süße Gefühl, das Zeitempfinden zu verlieren - die Gegenstände verschieben sich allmählich in andere Dimensionen, was er eben erst kennengelernt hat, scheint ihm schon von Kindheit an vertraut. Die kleine eiserne Tür zum Flugzeugmuseum in Meudon-Valfleuri, hinter der er die seltsame Welt der von Lenin einst bewunderten ersten Flugapparate erblickt, wird ihm zum Symbol für eine künstlerische Sicht, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu einer poetischen Einheit verschmelzen. (vom Umschlag) 4j4a