Beschreibung
Selbstverlag, 1979, 116 Seiten mit 1 Bildnis und einer kleinen Widmung der Herausgeberin. Taschenbuch, Paperback.
Das Manuskript meines Vaters Karl Rothe behandelt eine Epoche der Leipziger Stadtgeschichte, die von 1899-1948 gedauert hat. Die Ereignisse in der Stadt standen in engem Zusammenhang mit der deutschen Geschichte. Als Verwaltungsbeamter, als stiller Beobachter, als Sprecher seiner Zeit und ihrer Nöte nahm Karl Rothe Stellung zu den akuten Problemen und versuchte Wandel zu schaffen, wo es ging. War er doch mit dem Schicksal von Leipzig sein Leben lang eng verbunden. Um größere Objektivität zu gewährleisten, wurde nicht die Ich-Form gewählt, sondern der Verfasser nimmt als dritte Person an den Vorkommnissen teil. Es wurde aus dem Manuskript gestrichen, was rein persönlichen Charakter trug, hinzugefügt, was seiner Ergänzung bedurfte. Die Disposition wurde beibehalten. Außerdem existiert ein Bericht über die Amtszeit als Oberbürgermeister, (1918-1930), den mein Vater 1946 für die russische Kommandantur verfasst hatte. Er wurde im Leipziger Stadtarchiv hergestellt, wo ihm alle Quellen zugänglich waren. Leider ist beim Hausbrand im Dezember 1943 wertvolles Material vernichtet worden, vor allem Photographien und der größte Teil des Briefwechsels vor der Brandkatastrophe. Was ich aus Erzählungen wußte, habe ich zu ergänzen versucht, vor allem aus der Oberbürgermeisterzeit. Ferner galt es festzuhalten, was Zeitgenossen noch wußten und was inzwischen die Wissenschaft klar gestellt hat. Nach zwölfjähriger Beschäftigung mit der Leipziger Geschichte während des Erscheinens der Leipzig-Bibliographie (1957-1967) glaubte ich es verantworten zu können, mich einzuschalten. Überblickt man die fünfzig Jahre Leipziger Geschichte, so ist man erstaunt, welche hervorragende Rolle Leipzig zu diesem Zeitpunkt unter den deutschen Städten gespielt hat ... "Karl Wilhelm August Rothe (* 20. Februar 1865 in Leipzig; † 20. Januar 1953 ebenda) war ein deutscher Jurist und Kommunalpolitiker in Leipzig. Karl Rothe war das fünfte von sieben Kindern eines Kolonialwarenhändlers. Nachdem er zunächst die Erste Bürgerschule auf der Moritzbastei besuchte, wurde er später Schüler an der Nikolaischule. Ab 1883 studierte er neben Jura als Hauptfach Volkswirtschaft, Kunst und Archäologie, zunächst in München, dann an der Universität Leipzig, wo er 1888 zum Dr. jur. promoviert wurde. Nach juristischen Tätigkeiten in Wolkenstein und Leipzig war er von 1893 bis 1896 Stadtrat in Meißen und mit erst 30 Jahren zeitweilig dort geschäftsführender Bürgermeister. Von 1896 bis 1901 war Rothe Direktor der Leipziger Hypothekenbank, später Aufsichtsratsvorsitzender. Da ihn die Tätigkeit an der Bank nicht ausfüllte, kandidierte er 1899 als Stadtverordneter in Leipzig und wurde 1909 Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung. Am 2. Januar 1918 wurde er nach nahezu zwanzigjähriger kommunalpolitischer Erfahrung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und damit von Amts wegen bis zu deren Auflösung im November 1918 Mitglied der I. Kammer des Sächsischen Landtags. Das Amt des Oberbürgermeisters hatte er bis zum Erreichen des Pensionsalters inne und schied am 4. April 1930 aus. Er führte die Stadt durch die schweren Jahre des Endes des Ersten Weltkriegs, der Novemberrevolution, der Inflation und der beginnenden Weltwirtschaftskrise und konnte beachtliche Erfolge aufweisen. Während seiner Amtszeit entwickelte sich, insbesondere durch den Ausbau des Geländes der Technischen Messe, die Leipziger Messe zur international führenden. Auch der Rauchwarenhandel am Brühl blühte weiter auf. 1918 wurde die Leipziger Straßenbahn in städtisches Eigentum übernommen und 1920 auch der Zoo. Es wurden stadtbildprägende Bauten errichtet, wie das Kroch-Hochhaus und das Europahaus am Augustusplatz, das erste Untergrundmessehaus der Welt, das Grassimuseum sowie die Großmarkthalle mit den zu ihrer Entstehungszeit größten Massivkuppeln der Welt. An dem von 1927 bis 1929 erbauten Messehaus Petershof wurde Rothe als Balustradenfigur verewigt. Seit 1918 Mitglied der Deutschen Volkspartei, kritisierte Rothe 1932 das Parteiprogramm der Nationalsozialisten. 1933 wurde er zur Unperson erklärt und aus allen Ehrenämtern entfernt. Die folgenden Jahre verbrachte er zurückgezogen. Nach 1945 stellte er seine Kräfte nochmals in den Dienst der Stadt. Er wurde Stadtratabgeordneter für die LDPD und legte nach Konflikten mit der SED 1948 sein Mandat nieder. Am 20. Januar 1953 starb Karl Rothe nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren in Leipzig ... Tochter Edith (* 11. November 1897 in Leipzig, † 26. Januar 1989 in Heidelberg) arbeitete ab 1928 als Bibliothekarin am Handschriftenkatalog der Schlossbibliothek Moritzburg (Kriegsverlust), amtierte von 1945 bis 1951 als Leiterin der Stadtbibliothek Leipzig und zog, nachdem sie ihren kranken Vater bis zu seinem Tode gepflegt hatte, 1965 nach Heidelberg." (Wikipedia).