Johann Elias Ridinger (1698-1767), Nächtliche Kreuzigungsgruppe

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| Lagernummer: G-R001

Johann Elias Ridinger (1698 Ulm - 1767 Augsburg). Consummatum est. Schabkunstblatt, 56 x 42 cm (Plattenmaß), 59,5 x 51,2 cm (Blattgröße), rechts unten in der Platte signiert und ortsbezeichnet „I.[ohannis] El.[ias] Ridinger excud.[it] Aug.[usta] Vind.[elica]“.
Thielemann 1274,3
Kräftiger Druck. Mittig geknickt, an den Rändern minimal braunfleckig, sonst wohl erhalten.


zum Werk

Auf diesem großformatigen Blatt schöpft Johann Elias Ridinger die ästhetische Wirkung der Schabkunstmanier aus. Bei der Schabkunst oder Schwarzkunst, die auch unter dem Namen Mezzotinto geläufig ist, wird die Kupferplatte mit dem Wiegeeisen oder der Roulette vollständig aufgeraut, so dass ein Abdruck in diesem Zustand eine tief schwarze Fläche erzeugen würde. Aufgrund der für das Schwarz relevanten feinen Plattenstruktur können nicht einmal 100 Blätter in hoher Qualität in Schabkunstmanier gedruckt werden. Mit dem Schabeisen wird die aufgeraute Plattenoberfläche dort, wo eine helle Partie entstehen soll, geglättet, wobei ein stufenloser Übergang vom Dunkel ins Helle möglich ist. Mit dem Schabeisen wird das Licht gleichsam in die Dunkelheit eingearbeitet, so dass das Dargestellte aus der Dunkelheit hervorzutreten scheint. Da nicht die Platte eingeritzt wird, sondern eine Glättung ihrer Oberfläche erfolgt, werden die Formen nicht von Liniengefügen bestimmt, sondern durch weiche Übergänge erzeugt, woraus die für ein druckgrafisches Verfahren ungewöhnlich malerische Wirkung der Schabkunst resultiert, wie sie sich beispielsweise in der Maserung des Holzes oder dem Inkarnat Christi zeigt.
Durch die Schwarzkunstmanier ist die mit dem Tode Christi eintretende Verdunkelung der Welt auf Ridingers Bild in besonders eindrucksvoller Weise vor Augen gestellt. Wie auf den Gemälden Matthias Grünewalds oder Peter Paul Rubens Münchner Christus in der Einsamkeit verschwindet die Welt in der Dunkelheit. Sie ist erloschen, wüst und leer, so unfruchtbar wie die kargen Felsschollen Golgathas, auf denen Maria und Johannes stehen. Und doch strahlt Christus im Tod am Kreuz hell auf. Er wird zum Lichtkörper, zum Licht der Welt, das Maria und Johannes innerlich erleuchtet, vom Tod zum Leben führt, so wie die abgestorbene Natur unter dem Kreuzestamm, dort, wo das herabfließende Blut den Boden berühren wird, wieder aufblüht. Gerade durch die Schabkunst und Ridingers virtuosem Umgang mit dieser Technik wird die Polarität von Dunkelheit und Tod einerseits und Licht und Leben andererseits auf höchst dramatische Weise anschaulich, wobei das großformatige Blatt zugleich eine für die Druckgrafik außergewöhnliche Fernwirkung entfaltet.


zum Künstler

Ab 1711 ist der junge Johann Elias Ridinger als Gehilfe für den Ulmer Maler Christian Resch tätig. 1713/14 wechselt er dann zu dem Tier- und Pflanzenmaler Johann Falch nach Augsburg, wo er sich durch Kopien nach älteren Meistern schult. Auf Empfehlung des Augsburger Malers Gabriel Spitzel weilt Ridinger von 1715 bis 1718 bei dem Grafen Metternich in Regensburg. Bei den häufigen Jagden und in der Reitschule betreibt Ridinger dort ein intensives Studium der Tierdarstellung. Gegen 1718 nach Augsburg zurückgekehrt, wird Ridinger auf der Kunstakademie Schüler des Schlachtenmalers Georg Philipp Rugendas.
Insgesamt umfasst sein immenses Oeuvre rund 1600 Stiche, Radierungen und Schabkunstblätter, die er durch einen eigenen Kunstverlag vertreibt. Daneben war der überaus produktive Künstler auch als Maler tätig. Nach seinem Tode im Jahre 1767 wird der Verlag von seinen beiden Söhnen Martin Elias und Johann Jakob Ridinger weitergeführt.


Auswahlbibliographie

Stefan Morét u. Arnulf Rosenstock: Wer hat das Thierreich so in seines Pinsels Macht? Die Tierdarstellungen von Johann Elias Ridinger, Darmstadt 1999.

Karl & Faber (Hrsg.): Johann Elias Ridinger, München 1979.

Rolf Biedermann: Johann Elias Ridinger 1698 - 1767, Augsburg 1967.

Georg August Wilhelm Thienemann: Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger mit dem ausführlichen Verzeichniss seiner Kupferstiche, Schwarzkunstblätter und der von ihm hinterlassenen grossen Sammlung von Handzeichnungen ; nebst Ridinger’s Portrait in Stahlstich und 12 aus seinen Zeichnungen entlehnten Kupferstichen, Leipzig 1856.

ENGLISH VERSION

Johann Elias Ridinger (1698 Ulm - 1767 Augsburg). Consummatum est. Mezzotint, 56 x 42 cm (plate size), 59,5 x 51,2 cm (sheet size), signed and inscribed "I.[ohannis] El.[ias] Ridinger excud.[it] Aug.[usta] Vind.[elica]".
Thielemann 1274,3
Strong impression. Centre fold trace, a little bit brownish at margins, otherwise fine.


About the artwork

In this large-format print Johann Elias Ridinger exploits the aesthetic effect of the mezzotint technique. In mezzotint, also known as mezzotinto, the copper plate is completely roughened with a cradle iron or roulette, so that a print in this state would produce a deep black surface. Because of the fine structure of the plate, which affects the black, not even 100 sheets can be printed in high quality in mezzotint. The scraper is used to smooth the roughened surface of the plate where a light area is to be created, allowing a smooth transition from dark to light. The scraper is used to work the light into the dark, so that what is being depicted seems to emerge from the darkness. Since the plate is not engraved but its surface is smoothed, the forms are not determined by line structures but by soft transitions, resulting in the painterly effect of mezzotint, which is unusual for a printmaking process, as can be seen, for example, in the grain of wood or the icarnate of Christ.
In Ridinger's painting the darkening of the world that occurs with the death of Christ is depicted in a particularly impressive way through the black art manner. As in the paintings of Matthias Grünewald or Peter Paul Ruben's Munich Christ in Solitude, the world disappears into darkness. It is extinguished, desolate and empty, as barren as the rocks of Golgotha on which Mary and John stand. And yet, in death on the cross, Christ shines brightly. He becomes a body of light, the light of the world, which illuminates Mary and John within, leading them from death to life, just as the dead nature blossoms again under the trunk of the Cross, where the descending blood will touch the ground. It is precisely by the mezzotint and Ridinger's virtuoso handling of this technique that the polarity of darkness and death on the one hand and light and life on the other is brought to life in a highly dramatic way, while at the same time the large-format sheet develops a long-distance effect unusual for prints.


About the artist

From 1711 the young Johann Elias Ridinger worked as an assistant to the Ulm painter Christian Resch. In 1713/14 he moved to Augsburg to work with the animal and plant painter Johann Falch, where he trained himself by copying older masters. On the recommendation of the Augsburg painter Gabriel Spitzel Ridinger stayed with Count Metternich in Regensburg from 1715 to 1718. During the frequent hunts and at the riding school Ridinger intensively studied the depiction of animals. On his return to Augsburg in 1718, Ridinger became a pupil of the battle painter Georg Philipp Rugendas at the academy of arts.
His immense oeuvre comprises some 1600 engravings, etchings and mezzotints, which he sold through his own art publishing house. He was also a prolific painter. After his death in 1767 the publishing house was continued by his two sons Martin Elias and Johann Jakob Ridinger.


Selected Bibliography

Stefan Morét u. Arnulf Rosenstock: Wer hat das Thierreich so in seines Pinsels Macht? Die Tierdarstellungen von Johann Elias Ridinger, Darmstadt 1999.

Karl & Faber (Hrsg.): Johann Elias Ridinger, München 1979.

Rolf Biedermann: Johann Elias Ridinger 1698 - 1767, Augsburg 1967.

Georg August Wilhelm Thienemann: Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger mit dem ausführlichen Verzeichniss seiner Kupferstiche, Schwarzkunstblätter und der von ihm hinterlassenen grossen Sammlung von Handzeichnungen ; nebst Ridinger’s Portrait in Stahlstich und 12 aus seinen Zeichnungen entlehnten Kupferstichen, Leipzig 1856.

Zustand

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