Franz Bauer: Wir zeichnen biblische Geschichten des Alten Testaments Ein Leitweg zum Religionsunterricht.

Ernst Wunderlich, Leipzig, 1931, Textheft mit 32 Seiten und 24 Tafeln mit zahlreichen Bildern in Flügelmappe. Loseblattsammlung.

Beschriftung von Mappe und Bildtafeln in Sütterlin, Text der Broschüre in lateinischer Schrift "In jedem kindertümlichen Unterricht wird sich die zeichnerische Darstellung immer als eine pädagogische Notwendigkeit erweisen, weil selbst die klarsten und eindrucksvollsten Worte nicht die Wirkung der schlichtesten Illustration zu erreichen vermögen. Das Kind selbst verlangt die bildliche Darstellung. Es will nicht nur hören; denn viel wichtiger als die Aufnahmefähigkeit des Ohres sind zur Bildung der allmählich sich steigernden Geisteskräfte die Funktionen des Auges. Erfahrungsgemäß ist die Zahl derer, die das Gesehene besser behalten selbst unter den Erwachsenen viel größer als die Schar jener Menschen, die zur Erkenntnisbildung den akustischen Eindruck verlangen. Außerdem ist es Tatsache, daß zur Wiedergabe des Aufgenommenen vom Kinde die bildliche Darstellung häufig der gesprochenen Nacherzählung vorgezogen wird. Freilich melden sich viele, wenn der Lehrer sich mit der Aufforderung: Wer kann das schön erzählen? an seine Klasse wendet. Doch noch begeisterter sind die Schüler, wenn es heißt: Nun wollen wir die ganze Geschichte einmal malen! Die motorischen Kräfte der kindlichen Psyche drängen zum Ausdruck und meist sind sie mächtiger als jene sprachlichen Fähigkeiten, deren alleinige Bildung der große Fehler einer vergangenen pädagogischen Epoche war. Leider begegnet man aber noch häufig der Ansicht, daß allein nur durch die sprachliche Gestaltung die Erkenntnisse im Religionsunterricht den Kindern vermittelt werden müßten und daß bloß durch erzählende Wiedergabe und durch katechisierende Erwägungen religiöse Wahrheiten den Schülern zu übermitteln wären. Solcher Religionsunterricht läuft Gefahr, in einen abstrakten Dogmatismus zu versinken. Unlust und Unaufmerksamkeit werden in seinem Gefolge sein ; denn das konkret denkende Kind will schauen und fassen, will bilden und gestalten ...".