Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu drei Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!
Im dritten Teil unserer beliebten Reihe geht es in die Nähe von Potsdam: ins wunderschöne Werder an der Havel.
Obst- und Weinanbau, aber auch Fischerei haben in Werder (Havel) Tradition. Durch seine schöne Lage, den Eisenbahnanschluss und das Baumblütenfest wurde das einstige Fischerdorf schon vor 100 Jahren zum beliebten Ausflugsziel für Berliner und Potsdamer.
Werder (Havel) ist eine Insel im Fluss. Die Mönche des Zisterzienserordens legten an den Hängen eines Höhenzuges, der westlich von Werder an der Havel liegt, schon im 14. Jahrhundert Weingärten an. Nach drei Jahrhunderten war auch die letzte Rebe erfroren, nun hielt der Obstbau Einzug. 1879 feierten die Werderaner erstmals das Baumblütenfest und um 1900 galten die Blütenzweige bereits als Markenzeichen des Fischerdorfes.
Die „Skyline“ von Werder (Havel) ist so berühmt wie das Baumblütenfest. Die Heilig-Geist-Kirche im neogotischen Stil ist nach Entwürfen des Architekten August Stüler entstanden. Sogar der preußische König Friedrich Wilhelm IV. soll an ihnen mitgearbeitet haben. Sie wurde 1858 geweiht. Die letzte Bockwindmühle ist 1973 abgebrannt. Das heutige Exemplar kommt aus dem 100 Kilometer entfernten Klossa.
Neben der Heilig-Geist-Kirche befindet sich das Alte Rathaus. Den schlichten barocken Putzbau haben sich die Bürger in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geleistet. Wie fast alle Gebäude Werders stammt das Rathaus aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem das Inseldorf schwer verwüstet wurde.
Dafür hat Werder (Havel) den Zweiten Weltkrieg schadlos überstanden. So hat sich auch die Vorstadt mit ihrer Hauptstraße Unter den Linden nicht verändert. Nur ein paar Bäume fehlen. Die prächtigen Fassaden aus der Gründerzeit markieren den Übergang vom Festland zur Insel.
Werder (Havel) ohne Baumblütenfest – das kann man sich gar nicht vorstellen. Obstwein, Obstbäume in Blüte – das in Deutschland einzigartige Frühlingsfest lockte schon vor über 100 Jahren tausende von Besuchern an, vor allem aus Berlin.
Damals entstanden auf Werders Höhenzug die so genannten Höhengaststätten: die älteste ist die Bismarckhöhe. 1893 eröffnete ein gewisser Emil Knorr einen Aussichtsturm mit Ausschank, der sich „Zum Galgenberg“ nannte. In grauer Vorzeit befand sich ganz in der Nähe Werders Hinrichtungsstätte.
Der Eigentümer, der ab 1897 das neue Lokal Bismarckhöhe aufzog, warb zu recht mit dem Versprechen „Schönste Aussicht auf Werder (Havel) und Umgebung.“ Ein großer Saal, Terrassen und ein ausgebauter Aussichtsturm machen die Anlage zu einem beliebten Ziel für Berliner. Nach langem Leerstand wird sie heute wieder genutzt.
Ein ähnliches Schicksal erlebte die Traditionsgaststätte Friedrichshöhe auf dem Kesselberg.
Seit der Eröffnung 1896 war sie Magnet für jährlich Tausende von Besuchern. Bis heute muss man sich 182 Stufen hinaufkämpfen, um auch dort mit einem unvergleichlichen Panorama entschädigt zu werden. Bis Potsam und Berlin-Zehlendorf kann man bei gutem Wetter sehen.
Das dritte große Ausflugsziel war die Wachtelburg auf dem Werderaner Wachtelberg, die 1893 im neogotischen Stil erbaut wurde. In den 20er Jahren ist die Gastronomie eingestellt worden, das Gebäude stand leer. 1946 übernahm eine christliche Freikirche, die „Siebenten-Tags-Adventisten“ die Burg und machten sie zu einer Begegnungsstätte. Und seit den 90ern wird auf dem Werderaner Wachtelberg aus Trauben wieder weißer und roter Wein gekeltert.
Wir hoffen es hat Ihnen auch dieses Mal wieder gefallen. Freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf den nächsten Spaziergang auf oldthing.de!