Ein Historischer Rundgang - Kiel

Vor 100 Jahren sahen die Dörfer und Städte noch ganz anders aus, vieles ist zerstört oder dem Wandel der Moderne zum Opfer gefallen. Doch bei oldthing.de, dem Antikmarkt im Internet, finden Sie einen riesigen Schatz mit bis zu fünf Millionen originalen Ansichtskarten, der die alten Ortschaften wieder lebendig macht! Kommen Sie mit, folgen Sie dem Journalisten Dietrich von Schell auf einem historischen Spaziergang und sehen Sie sich ein bisschen in der Vergangenheit um!

Zum 15. Mal schon ist er für uns unterwegs und führt uns dieses Mal ganz in den Norden nach Schleswig-Holstein. Das hübsche Kiel ist sein Ziel!
Die Geschichte von Kiel beginnt mit einer kleinen Kaufmannssiedlung, die geschützt in der Förde lag. 1233 begann Adolf IV., Graf von Holstein und Schauenburg sie zur Stadt auszubauen. Später wurde Kiel über Jahrhunderte von den dänischen Königen regiert, die in Personalunion auch Herzöge von Holstein waren. Kiels Aufstieg zur Industriestadt begann 1865, nachdem die preußische Marine-Station von Danzig nach Kiel verlegt worden war. Im zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt nahezu komplett in Schutt und Asche gelegt.
Stadtgründer Adolf IV. ließ 1242 den Bau der Nikolaikirche beginnen, die am Alten Markt liegt. Ein Jahrhundert später ist der gotische Hallenbau nach dem Vorbild der Lübecker Petrikirche umgestaltet worden. Doch von dem mittelalterlichen Stil ist nichts mehr zu sehen: die Kirche St. Nikolai wurde im Krieg fast vollständig zertört. Architekt Gerhard Langmaack baute sie ab 1950 in neuzeitlichen Formen wieder auf.
Dieses Bild zeigt das Rathaus, das 1911 fertiggestellt wurde. Besonders imposant ist der 106 Meter hohe Turm mit Aussichtsplattform, der als einziger Gebäudeteil das Kriegsbombardement überstanden hat. Die Stadtväter hatten das „Neue Rathaus“ – wie es bald hieß – in Auftrag gegeben, weil der bisherige Verwaltungssitz in der wachsenden Stadt zu klein geworden war. Das „Alte Rathaus“ von 1300 ist bei einem Bombenangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut worden.
Auch von dem Opernhaus, früher Stadttheater, blieb nach schweren Luftangriffen nichts übrig. Es entstand gegenüber vom Neuen Rathaus fast zeitgleich wie dieses. Architekt Heinrich Seeling entwarf einen Backsteinbau, dessen Fassade durch Sandsteine gegliedert war. Im Oktober 1907 wurde es mit der Aufführung des Fidelio von Wagner eingeweiht. Mit der Zerstörung der Spielstätte ging auch die Jugendstil-Einrichtung verloren. Heinrich Hansen und Guido Widmann haben das Haus Anfang der 50er Jahre in moderner Form wieder aufgebaut.
Ein ähnlich trauriges Schicksal erlitt das Kieler Schloss mit seiner abwechslungsreichen Baugeschichte. Die einst mittelalterliche Burg wurde ab 1558 vom ersten Herzog von Holstein-Gottorf um einen Renaissancebau erweitert und 1763 zu einem barocken Palais umgebaut. 1728 kam in diesen Räumen ein Herzog zur Welt, der Katharina die Große heiraten sollte: Zar Peter III. Das Gebäude fiel einem Luftangriff zum Opfer und brannte aus. Heute ist nur noch der Ostflügel, der so genannte Rantzaubau erhalten.
Sämtliche Hafenanlagen von Kiel befinden sich am Westufer der Förde und grenzen an die City. Bis zum Kriegsende befand sich der Hafen an der Spitze der Förde, der Hörn, wurde später aber nicht nur nach Norden erweitert, sondern auch komplett erneuert. Speichergebäude, wie hier am Sartorikai, findet man seitdem kaum noch.
Am Seegarten, dem Nordende des Hafens, befand sich traditionell der Fischerhafen und die Fischhalle, die 1910 eröffnet wurde. Die modern ausgestattete Verkaufshalle verfügte über große Becken für lebende Fische, bot Platz für Verkaufsstände und sollte mit der hohen Decke den Geruch fernhalten. Die Halle hat den Krieg nahezu unbeschadet überstanden. Nach einer Sanierung im Jahr 1978 ist die Halle heute ein Teil des Schifffahrtsmuseums.
Am Ostufer der Förde liegt die Thyssen-Krupp Werft, die U-Boote und Marineschiffe baut. Einst bekannt als Howaldtswerke, geht die Unternehmensgeschichte zurück bis 1838, als hier eine Eisengießerei und Dampfkesselfabrik gegründet wurde. 1867 kam der zweite Schiffbaubetrieb hinzu, die ab 1882 unter dem Namen Germania-Werft firmierte. Hier sind unter der Krupp-Dynastie die U-Boote für die Kriegsmarine beider Weltkriege gebaut worden. Dritter im Bunde war das preußische Marinedepot, das ab der Reichsgründung 1871 „Kaiserliche Werft“ hieß.
Die Seebadeanstalt an der Förde bestand um die Jahrhundertwende aus einem Steg und war den Mitgliedern des kaiserlichen Yacht-Clubs vorbehalten. Zu den olympischen Spielen 1936 wurde das Seebad für alle geöffnet und war sehr beliebt. Im Krieg ebenfalls zerstört, ist es wieder aufgebaut worden und immer noch in Betrieb. Das Gebäude im Hintergrund ist das Logierhaus des kaiserlichen Yacht-Clubs, der von Prinz Heinrich, Bruder des Kaisers Wilhelm II. gefördert wurde. Das Logierhaus ließ Club-Mitglied Friedrich Krupp 1900 errichten. Inzwischen hat sich darin das Institut für Weltwirtschaft niedergelassen.
Seit 1882 findet immer in der letzten vollen Juniwoche die Kieler Woche statt. Schon nach wenigen Jahren weitete sich die Kombination aus Schiffsparade und Segelregatten zu einem Volksfest aus. Kaiser Wilhelm II., großer Fan der Marine, besuchte die Kieler Woche regelmäßig. Sie entwickelte sich zu einem weltweit bekannten Sportereignis und Volksfest, das dem Münchner Oktoberfest in nichts nachsteht. Nur während der beiden Weltkriegsjahre ist sie ausgefallen.

Wir hoffen es hat Ihnen auch dieses Mal wieder gefallen. Freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf den nächsten Spaziergang auf oldthing.de!

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